Er kommt aus Kanada und klingt äußerst verdächtig nach The Weeknd. Hat dieser etwa nach langer Zeit neue Lieder rausgebracht? Nein! anders heißt stattdessen der 22-jährige Newcomer, der wohl aber tatsächlich in die Fußstapfen des „Starboy“ treten will! Ihr dürft gespannt sein.
Entdeckt habe ich den jungen und talentierten Musiker wieder einmal auf Soundcloud. In der Sparte „R&B & Soul“ der aktuellen und angesagten Song-Charts war er in Großbritannien und den USA gleich mit mehreren Songs vertreten. Beachtlich! Und somit lag das Reinhören nahe. Das erste Stück konnte mich noch nicht vollends überzeugen. Dennoch hatte es etwas Besonderes an sich. Das musikalische Potenzial und die Hammer-Stimme waren sofort zu erkennen. So sollte es dann auch nur den Klick bis zum nächsten Song dauern, bis ich gecatcht war. Dieser hieß „I Don’t Want Your Love„. Mit der ersten Gesang-Sequenz, die zugleich den Songauftakt bildet, wurde ich direkt an Superstar The Weeknd erinnert! Gefühlvoll, warm und wunderbar soulig kommt die Stimme daher. Umrahmt wird sie von einem modernen, abwechslungsreichen, aber soften Beat und lässigen, aber bittersweet wirkenden sowie im Wechsel lang und kurz angespielten Synthies. Dadurch macht sich eine charmant sinnliche Stimmung breit, die mit Einsatz des Basses zudem an Grooviness erhält. Der Refrain hebt sich dann soundmäßig kaum davon ab, bis auf die Hinzunahme slappiger Gitarrenriffs und die nochmalige Hervorhebung der Stimme durch eine erhöhte Tonlage. Dabei gehen jedoch keinerlei Emotionen verloren. So lässt man sich nicht nur dancy mitreißen, sondern möchte auch sofort weitere Stücke erkunden. Glücklicherweise hat der Act erst vor kurzem die EP „Twos“ rausgebracht. Einige seiner weiteren Lieder, wie „Undone„, „Changes“ und „Take It Back„, greifen den nun mittlerweile geschätzten Sound auf. In der Reihenfolge betrachtet ist allerdings eine ganz klare Verlangsamung zu erkennen. So kann „Undone“ also noch mit zügigeren und vielfältigen Elektro-Beats punkten, die in Kombination mit einem immer wiederkehrenden sowie synthiehaften Bass einen lockeren Pop-, nahezu 80er Touch aufweisen. Dagegen stehen bei „Changes“ deutlich verspieltere, aber weiterhin tiefe Synthesizer im Vordergrund, während das Schlagzeug nur leicht daneben angespielt wird. Dadurch erfährt der Gesang einen noch stärkeren, gefühlvolleren Ausdruck. In „Take It Back“ erreicht die Sinnlichkeit dann ihren Höhepunkt, obwohl das Stück sogar noch vor den Anderen angeordnet ist. Durch erneute Reduktion der Klangkomponenten wird der Fokus noch stärker auf Gesang, Bass und einem klassischen Piano gesetzt. Daraus ergibt sich wiederum ein Classy Anmut.
Fast schon ein krasses Gegenteil stellen dann die Songs „Bad Guy„, „Press It Up“ und „Why“ dar. Darin lässt der Sänger seine dirty, ja fast schon verbrecherische Hip-Hop-Seite überraschend deutlich raushängen. Vermutlich war das der Grund für meine zurückhaltende Begeisterung beim ersten Anhören. Es braucht seine Zeit bzw. einige Replays, bis man sich dem Sound angenähert hat. Danach allerdings fallen deutlicher die fetzigen und total im Trend liegenden Beat- und Synthie-Kompositionen auf, die sich durch ihre Vielfältigkeit und extreme Coolness bzw. Abgeklärtheit auszeichnen. Der kraftvolle Ausdruck sorgt für ein überzeugendes, catchiges rüberkommen.
Das absolute Highlight erwartet einen jedoch ganz zum Schluss mit „Rain„. Dabei kommt es zur idealen Vereinigung der bisher präsentierten Sounds und Styles. Ob verträumte Synthies mit 80s-Touch, derbe Bass-Synthies, ein klassisches Piano oder aber der kraftvolle, moderne und mannigfaltige Beat und die gefühlvolle Stimme, alles ist dabei und findet in der Kombination seinen geeigneten Platz, um das Stück in den jeweiligen Sequenzen besonders strahlen zu lassen. Ein mutiges Takt-Zusammenspiel von Synthesizern und den Beats, die in kurzen Klangpausen, aber auch zwischendrin angespielt werden, sorgen zusätzlich für den gewissen Kick. Währenddessen wird man wieder mitgerissen von der absoluten Coolness, eingebettet in einem bittersweeten Gesamtkonzept.
soundcloud.com/andersnst/sets/twos
Spotify
Fazit:
Es ist fast schon schade, dass die EP „Twos“ von anders lediglich acht Songs zu bieten hat, die dann zum Teil auch noch eher kurz gehalten sind. Er ist definitiv ein brandheißer Geheimtipp für die Branche! Dabei kommt er stimmlich wie musikalisch außerordentlich nah an The Weeknd heran, schafft es aber dennoch ganz eigene Klangsequenzen aus dem Hip-Hop und R&B Bereich zu kreieren und miteinander zu kombinieren. Dabei macht ein Spiel mit abgeklärten Emotionen den Reiz aus.
Quelle Bild
– Bandpage
– Twitter
– Soundcloud
– Youtube
– Instagram