[Special] Rocklegenden – Schwarzenberg Concert Review

Am vergangenen Freitag habe ich mich erneut auf ungewohntes musikalisches Terrain begeben, die Abwechslung macht ja bekanntlich den Reiz aus. ;) Obwohl noch einige andere Artikel in der Praktikumsphase weiterhin auf sich warten lassen, den Besuch des folgenden Events habe ich schon seit Monaten geplant und die Review ebenfalls fest im Terminkalender markiert. Doch worum geht es überhaupt? Wie im Titel schon erwähnt geht es um die Rocklegenden. Wer das so ist und ob die betreffenden Acts dieser erwartungsvollen Bezeichnung gerecht werden konnten, das erfahrt ihr hier!
Sie sind die wohl bekanntesten Bands der ehemaligen DDR und stehen zusammengezählt schon mehr als 120 Jahre auf der Bühne, die Rede ist von Karat, City und den Puhdys. Für meine Generation teils trotzdem relativ unbekannte Namen, eventuell hat man sie mal hier und da gehört, vielleicht auch mal im Fernsehen gesehen oder ein Lied von ihnen gehört. Das wars aber wohl auch schon, so meine Vermutung bzw. bisherigen Erfahrungen. Um mich entweder vom Gegenteil zu überzeugen oder aber Gründe dafür zu finden machte ich mich mit einem echten Experten auf zum Konzert.
Die Anreise zur Waldbühne begann schon einmal mit einer gefühlten Vollkatastrophe, lieferte aber auch gleich den Beweis, wie beliebt die Künstler in der Gegend sind. Noch in der Heimatstadt, fast 10 km entfernt, standen wir im Stau. Unglaublich! Die Entscheidung für eine Umkehr und einen Alternativweg, der etwas umständlich und länger, aber für einen Ortskundigen problemlos befahrbar war, stellte sich aber letztendlich als die beste Lösung heraus. Von da an fast staufrei ging es nach Schwarzenberg. Bei der Zufahrt zum Parkplatz sah man aber noch, dass die Fans, die von der anderen Seite anreisten, noch lange im Stau stehen werden.
Der erste Schritt war getan, wer aber gedacht hat, dass die Waldbühne dafür noch halb leer ist, hat sich auch hier vertan. Trotz ebenfalls langer Schlangen am Eingang war die Location schon extremst gut gefüllt. Für die Uhrzeit (ca. 40 min vor geplanten Konzertbeginn) sicherlich normal, in Anbetracht der Massen, die noch nicht reingekommen sind, schon enorm. Das Gelände umfasst eine Kapazität von 15000, aus Sicherheitsgründen wurde diese Zahl sicherlich etwas nach unten gesetzt. Am Ende war die Waldbühne trotzdem ausverkauft. Der Wahnsinn! Gut, man muss auch dazu sagen, dass wir nun mal im Osten sind und hier auch die langjährigen Fans aus der direkten oder zumindest näheren Umgebung herkommen. Allerdings gab es auch zahlreiche Konzerte im Westen des Landes, die komplett ausverkauft waren. Termine, die es nicht schon im Vorfeld waren, waren dann sicherlich mit Verkauf an der Abendkasse voll.
Aber zurück nach Schwarzenberg, die Voraussetzungen waren also schon mal gut, Bombenwetter, Massen im Publikum und eine beeindruckende Freiluft-Kulisse. Es fehlte also nur noch das Konzert selber und die Performance der angekündigten Rocklegenden.
Der Auftakt, der sich durch die spätere Ankunft einiger Zuschauer trotzdem nur um wenige Minuten verzögerte, war schon mal fulminant. Zum einen lag das daran, dass wir diesen im Fotograben erleben durften. Dadurch bekam man die Furore hinter den Kulissen kurz vor Beginn hautnah mit. Zum anderen lag es an den drei Acts selbst, die sich gleich zu Beginn alle gemeinsam zum Puhdys Song „Sternenstunden“ die Klinke in die Hand gaben. Man kann sich vorstellen, wie viele Personen nun auf der Bühne standen. Doch nicht nur da war viel los, auch in der Menge, die sofort dabei waren und enthusiastisch mitklatschten. Das Stück klang super sauber, rockig und überzeugte mit guter Melodie. Dies ziehte sich soweit auch den ganzen Abend weiter durch. Abwechslung gab es hier durch das Geigenspiel von Georgi Gogow (City). Für Fans der deutschen Musik eigentlich ein absolutes Muss. Bekanntlich bin ich dahingehend etwas kompliziert, aber musikalisch gesehen gab es hierbei tatsächlich nichts einzuwenden. Lediglich der Gesang war ein wenig gewöhnungsbedürftig. Die Stimme von Puhdys Frontmann Dieter Birr ist sehr knatschig. Wohl liegt das aber nicht mal an der Beanspruchung im Laufe der Zeit oder an der Lautstärke, denn diese war vorne überraschend erträglich, sondern sie ist wohl einfach so. Ich kann mir wiederum vorstellen, dass diese auch anderen nicht zu 100% zusagt. Aber wenn dann gab es ja noch die Musik selbst und ansonsten zwei andere Bands, die man sich an dem Abend genüsslich anschauen konnte und auf den Alben muss das ja nicht unbedingt so stark zu hören sein.
Nach dem Powereinstieg waren Karat an der Reihe, sie hatten sich also quasi einen Weg gespart und konnten auf der Bühne bleiben. Trotz unseres Platzwechsels, bei dem man dann nicht mehr sooo gut gesehen hat, weil die Location einfach gerappelte voll und die guten Plätze natürlich durchweg belegt waren, bekam man viel mit. Vor der Bühne (aber natürlich nicht mehr im Fotograben) war die Musik unglaublich laut. Weiter hinten hat sich der Schall etwas aufgeteilt, trotzdem war alles mehr als deutlich zu hören, selbst auf den Plätzen ganz oben. Doch nicht nur die Akustik überzeugte, auch die Musik. Tatsächlich hat mir die Session mit am besten gefallen. Eingängige Symphonien und viele Synthies machten den Reiz aus. Zwar wurde, wie den ganzen Abend über ja auch, deutsch gesungen, ganz bewusst darauf eingelassen und bei den Texten genau zugehört, gab es sogar hier und da ein paar Gänsehautmomente. Das war insbesondere beim Mega-Hit „Über sieben Brücken musst du gehen“ der Fall. Das lag bestimmt auch ein wenig daran, dass ich das Stück auch genau kannte und früher öfters ein Teil des Musikunterrichtes war. Aber auch „An den Ufern der Nacht“ sorgte für einen besonderen Moment, denn zuvor erinnerte sich Sänger Claudius Dreilich an seinen 2004 verstorbenen Vater, Gründungsmitglied der Truppe, und widmete ihm den Song. Dabei wurde auch Bezug zur gemeinsamen Dachveranstaltung genommen, da der Song ein Cover von den Puhdys ist. Doch auch während den anderen Songs und Performancen ging die Verbindungen zu den anderen Bands nicht unter. Oft genug wurden die anderen Kollegen erwähnt und hier und da stand auch mal ein anderes Bandmitglied als Unterstützung auf der Bühne.
 

 
Nach nur 2 min (!) Pause waren dann die nächsten an der Reihe, nämlich City. Sofort merkte man den Unterschied, die Mitglieder sahen nicht nur viel rockiger aus, ihr Sound war es auch und glitt sogar teilweise in Richtung Punk ab, obwohl hier besagter Geiger mit dabei war. An Harmonie fehlte es dennoch nicht, im Gegenteil, nun wurden die Klänge offener und mündeten oftmals in Mitgröhl-Refrains. Hier und da bekam ich sogar das Gefühl, dass Santiano auf der Bühnen standen. Die Musik ähnelte sich sehr stark und ich kann mir vorstellen, dass viele Anwesende auch von der Musik der deutschen See-Rocker angetan sind. Tatsächlich passte dann das Highlight dieser Performance gar nicht so recht in die bisher gewonnenen Eindrücke. „Am Fenster“ lieferte poppige Tendenzen und natürlich das extrem markante Geigen-Feuerwerk, der Rest musste dabei hinten anstehen. Es war ein minutenlanges Fest.
 

 
Danach dauerte es ebenfalls nicht mehr lange und die letzte Band des Abends gab sich die Ehre, die Puhdys. Das Besondere daran: es war ihr langangekündigter letzter Auftritt. Die gesanglichen Schwächen sollten sich leider auch hier fortsetzen, aber das ist vielleicht auch Geschmackssache. Die Höhepunkte stellten aus meiner Sicht ebenfalls die bekannten Hits wie „Alt wie ein Baum“ und „Die Eisbären“ dar. Anhand des Publikums mache ich das aber nicht fest, denn sie gingen gefühlt durchweg während der Performance voll ab. Daneben bestach aber auch das Bühnenbild. So wurde ca. in der Mitte des Sets eine riesige Puppe aufgeblasen, die über die Bühne tanzte. Dabei erwischte oder verschluckte sie auch teils die Musiker, was beim Auftritt auch für äußerst humoristische Momente sorgte.
 

 
 
Fazit:
Die Möglichkeit zu bekommen bei diesem besonderen Event mit dabei zu sein und insbesondere den letzten Auftritt der Puhdys miterleben zu dürfen, fand ich großartig. Damit wurde der schon an sich spannende Ausflug auch noch zu einem Historischen. Die Kombination mehrerer populärer Bands an einem Abend war zwar anstrengend, aber auch effizient, abwechslungsreich und aufregend zu gleich. Auch wenn mich nicht alle Lieder gecatcht haben, so war es doch eine tolle Erfahrung dies zu analysieren und doch hier und da einige Annäherungspunkte zu finden. Da wundert es dann einen auch kaum, dass doch auch so viele Jüngere zum Konzert der Legenden in dieser beeindruckenden Kulisse gekommen sind. Neben den drei Bands wurden sie aber auch mit beeindruckender Soundqualität belohnt.
Titelbild vergrößert
 
Ein herzliches Dankeschön geht an Semmel Concerts Entertainment GmbH für die Akkreditierung.
 
 
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